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Eine sorgenfreie Zukunft und glückliche Kindheit? – Kinderarbeit in MALI

Ein unbeschwertes Aufwachsen in einer glücklichen und sorgenfreien Familie mag für uns in Deutschland fast selbstverständlich sein. In anderen Ländern, insbesondere in ärmeren und von Krieg und Elend betroffenen Gegenden, wie in Mali, zeigt sich ein anderes Bild.
Mali ist ein Binnenstaat im Westen Afrikas, in der so genannten Sahelzone, mit ca. 20 Millionen Einwohnern. Die Fläche des Staates beträgt 1,24 Millionen km². Der größte Teil der Bevölkerung lebt im Südteil des Landes, welcher von dem größten Strom des Landes, dem Niger, durchflossen wird. Der Norden erstreckt sich weit bis in die Sahara und ist sehr dünn besiedelt. Jedem muss klar sein, dass in Mali während der Trockenzeit von Juni bis Oktober aufgrund von ausbleibendem Regen große Dürreperioden herrschen, wodurch es bei der Bevölkerung zu großer Armut und Hunger kommt.

Von den 20 Millionen Menschen sind ca. 50 Prozent unter 14 Jahren. Die Hälfte der Kinder in Mali muss arbeiten. Die Ursache der Kinderarbeit ist meist die Armut der Eltern. Die Kinder müssen diese unterstützen, um sich und die Familie überhaupt ernähren zu können. Auch ist die Nachfrage nach billigen Arbeitskräften in Mali hoch. Zusätzlich ist die Kinderarbeit in Mali nicht verboten. Das Arbeitsgesetz erlaubt es Kindern zwischen 12 und 14 Jahren Hausarbeit und leichte Saisonarbeit zu verrichten, so lange sie nicht am Schulbesuch gehindert werden oder mehr als 4,5 Stunden am Tag arbeiten. Das Gesetz legt jedoch nicht fest, unter welchen Bedingungen leichte Arbeit verrichtet werden darf und erleichtert somit die Kinderarbeit. Das Gesetz sieht eine Schulpflicht für Kinder unter 15 Jahren vor, die ist kostenlos. Die Einschulungsrate liegt insgesamt aber nur bei ca. 75 Prozent.

Zu den Tätigkeiten der Kinder in Mali zählen Prostitution, Arbeit in Goldminen, Sklaverei, Zwangsbetteln, Straßenarbeit und der Einsatz als Kindersoldaten.

Es gibt in Afrika 120.000 Kindersoldaten, wobei der Anteil der malischen Kindersoldaten nicht beziffert ist. Die Kinder werden zum Teil zwangsrekrutiert, manche schließen sich auch freiwillig den Truppen an. Es handelt sich oft um Kinder aus armen Familien, die im Militärdienst eine Chance sehen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Die Kindersoldaten sind denselben Anforderungen ausgesetzt wie die Erwachsenen und werden oft traumatisiert.

Die grassierende Armut zwingt viele Mädchen und auch Jungen zur Prostitution. Die Mädchen werden immer jünger und verkaufen ihren Körper teilweise schon mit 12 Jahren. Rund 20.000 Mädchen werden in Mali zur Prostitution gezwungen. Einige der Mädchen sind als Sexsklavinnen in Lager von Goldminen für die dortigen Arbeiter im Norden Malis verkauft worden.

In den besagten Goldminen werden oft auch Kinder beschäftigt. Jungs klettern zeitweise bis zu 50 m in die Tiefe und graben mit einfachsten Werkzeugen nach Gold. Sie werden nicht nach ihren Goldfunden bezahlt, sondern erhalten lediglich einen Hungerlohn, manchmal gehen sie auch leer aus. Die Arbeit ist anstrengend und sehr gefährlich.

Kindersklaven werden oft zur schweren Feld- und Hausarbeit gezwungen. Sie bekommen dafür kein Geld, nur ein wenig Essen und einen Schlafplatz. Sie hausen unter schlimmen hygienischen Bedingungen und werden oftmals krank. Krankheiten werden allerdings nicht behandelt.

Manche Familien geben ihre Kinder bereits mit 5 Jahren an einen religiösen Lehrer, auch Marabout genannt, ab. Diesem Lehrer sind die Kinder hörig und werden von ihm in den Städten zum Betteln gezwungen.
Diese Kinder, so genannte Talibé, haben ihr Soll zu erbetteln. Erreichen sie ihn nicht, erfahren sie Gewalt und bekommen Schläge.

Auch hier sind die Unterbringung und die Versorgung der Kinder mangelhaft.

Zur Straßenarbeit gehört z.B. das Schuheputzen. Ein Beispiel für diese Arbeit liefert der 14-Jährige Wandé aus Mali. Als Schuhputzer sorgt er mit seinem Einkommen für den Unterhalt der Familie. Nachdem diese dem Krieg aus ihrem Heimatland Sierra Leone entflohen ist, ließ sich die Familie in Mali nieder. Wandés Vater zog weiter nach Guinea und verließ seine Familie, da er verzweifelt nach Arbeit suchte.

Seither hat Wandé ihn nicht mehr gesehen. Tagsüber geht Wandé auf den Straßen der Hauptstadt Bamako oder am Flughafen, welcher ein sehr beliebter Ort für Schuhputzer ist, sein Geld verdienen. Am Abend geht er in eine Schule und lernt lesen und schreiben.

Die sehr häufig wechselnde Regierung von Mali arbeitet bereits an mehreren Lösungsansätzen und neuen Gesetzen zur Verbesserung der Situation der Kinder.
Menschenhandel wird nunmehr härter bestraft und Arbeit in Bergwerken gilt zumindest offiziell als verboten. Dennoch sind es im Jahr 2020 immer noch ca. 50% der Kinder, die zum Arbeiten gezwungen werden. Könnte man die Lebensumstände der Familie verbessern, gäbe es sicherlich deutlich weniger Kinderarbeit in Mali.
Was bleibt am Ende festzuhalten? NEIN – Ich werde beim nächsten Mal nicht meckern, wenn ich die Spülmaschine ausräumen oder im Garten Unkraut zupfen soll, denn Wandé hat es wesentlich schlimmer getroffen.

Der Artikel wurde im Werte und Normen Unterricht bei Herrn Eichelberger in der achten Klasse zum Überthema Menschenwürde und Menschenrechte verfasst.

{von Lena Ludwig}

Quellen:
1. https://www.tagesschau.de/inland/faq-kinderarbeit-101.html
2. https://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/region/afrika/mali/
3. https://www.humanium.org/de/die-kindersoldaten-von-mali/

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