Überflieger

Druckendes Wunder

Stell dir vor, du kämst nach einem langen Schultag nach Hause und wünschtest dir nichts mehr als deine Lieblingspizza, würdest dann jedoch bemerken, dass keine mehr im Haus ist. Wie wäre es, wenn du trotzdem nicht noch einmal losgehen müsstest, um eine zu kaufen, sondern dich schon einmal an den Tisch setzen könntest, um zuzusehen, wie ein Gericht deiner Wahl, in diesem Fall also die Pizza, gedruckt wird?

Oder stell dir vor, du hättest den Geburtstag deiner besten Freundin oder deines besten Freundes vergessen, das kann ja durchaus vorkommen. Es wäre schon Abend und das Fest würde bald beginnen. Natürlich haben alle Geschäfte schon geschlossen. Wie wäre es, wenn du einfach ein passendes Geschenk bei dir zu Hause ausdrucken könntest?

Oder du willst mit deiner Familie umziehen. Statt monate- oder gar jahrelang nach dem perfekten Haus zu suchen, könntet ihr euch einfach in sogar nur einem Tag euer individuelles Traumhaus drucken.

Das alles klingt verrückt.

Und ist doch möglich - mit einem 3D-Drucker.

Sicher hast du diesen Begriff schon einmal gehört, weißt aber vielleicht nicht genau, was der 3D-Druck ist und vor allem, wie dieser funktionieren soll. Der 3D-Druck wurde bereits vor 37 Jahren von dem Amerikaner Chuck Hull erfunden und hat sich seither stets weiterentwickelt. 2016 wurde sogar schon das erste Haus von einem 3D-Drucker gebaut.

Der 3D-Druck ist die Kombination aus mehreren Vorgängen, bei denen jeweils das verflüssigte Material in Schichten aufeinander aufgetragen wird. Dieses kann theoretisch jedes beliebige Material sein - von Beton bis zu lebenden Geweben zum Druck von Lebensmitteln. Meist wird allerdings eine Kunststoffart verwendet oder auch Metall oder Keramik. Die Stoffe werden bereits in flüssigem in oder pulvrigem Zustand in den Drucker gefüllt und geschmolzen. Dann wird die Flüssigkeit in einen Extruder, die „Druckerpatrone“ eines 3D-Druckers, gefüllt. Schließlich wird das Material dann in sehr dünnen Schichten aufgetragen. Je sauberer und gleichmäßiger dies geschieht, desto mehr steigt die Qualität von beispielsweise der gedruckten Tasse. Dieser Vorgang klingt eigentlich sehr simpel.

Doch woher weiß der Drucker eigentlich, was er tun soll?

Für den 3D-Druck braucht es, wie auch für einen gewöhnlichen Drucker, eine Vorlage. Diese kann ein digitales 3D-Modell sein, nach dem sich der Drucker beim Bau des neuen Objekts richten kann, es kann aber auch, wie ein beschriebenes Papier beim normalen Drucker, ein Gegenstand durch einen 3D-Scanner eingescannt werden.

Nun fragst du dich vielleicht, was der Haken beim 3D-Druck ist, warum diese so genial scheinende Erfindung denn noch nicht in jeder Fabrik, jedem Geschäft und jedem Haushalt zu finden ist.

Am Preis des Druckers kann es nicht liegen, dieser liegt bei für so eine Maschine völlig angemessenen 400€. Ein Bausatz für eine einfache Form des 3D-Druckers ist sogar schon für die Hälfte des Geldes erhältlich, muss allerdings noch aus tausend Einzelteilen zusammengebastelt werden. Hinzu kommt jedoch immer noch der Preis für die Druck-Vorlagen und die Materialien.

Doch es gibt andere Gründe, die gegen den 3D-Drucker sprechen. Ein Problem des Druckers ist also, dass der Druckvorgang meist sehr sehr lange dauert. Wenn du dir also schnell dein Mittagessen drucken möchtest, bist du wahrscheinlich vor Hunger gestorben ehe die vollendete Mahlzeit vor dir steht.

Der Drucker macht zuweilen auch noch Fehler oder druckt zum Beispiel Kunststoffprodukte, die in der Sommerhitze gleich wieder schmelzen.

Und was kann der 3D-Drucker nun alles drucken?

Theoretisch kann mit einem 3D-Drucker ALLES gedruckt werden. Theoretisch. Natürlich nicht mit ein und demselben, es gibt viele unterschiedliche Varianten des 3D-Druckers, um unterschiedliche Dinge herzustellen.  Doch dass es wirklich möglich sein soll, eine Pizza oder Torte zu drucken, scheint unvorstellbar und ist vielen Menschen suspekt. Doch tatsächlich können schon heute Dinge wie Schokolade, Pizza oder Burger auf diesem neuartigen Weg hergestellt werden. In den Niederlanden können diese und viele weitere ausgedruckte Gerichte sogar schon in einem Restaurant verspeist werden. Besonders praktisch kann ein 3D-Drucker auch sein, wenn du zum Beispiel eine Schraube für deinen neuen Schrank verloren hast und du sie dir nun einfach nachdrucken kannst. Sehr hilfreich ist der 3D-Druck auch, um Implantate herzustellen, diese können genau an den Patienten angepasst werden, oder um individuelle Übungsmodelle zu entwickeln, an denen Ärzte für eine besonders schwierige Operation üben können. Außerdem wird der 3D-Druck auch in Fabriken verwendet, sowie im Hausbau. Schon mehrere Häuser unterschiedlichster Art auf der ganzen Welt wurden von 3D-Druckern gemeistert. In China, Russland und Dubai stehen schon Gebäude, die teilweise in nur 24 Stunden für einen sehr niedrigen Preis gebaut wurden. Normalerweise dauert so ein Hausbau Monate und kostet etwa 40 Mal so viel. Da so ein riesiges Objekt nicht in einem Guss gebaut werden kann, werden zunächst die Einzelteile gefertigt und dann zusammengesetzt. Trotzdem ist für ein solches Projekt ein Drucker von unwahrscheinlicher Größe nötig. Für eine Luxusvilla in China wurde ein sechs Meter hoher, zehn Meter breiter und ganze hundertfünfzig Meter großer Kran gebraucht.

Und stell dir vor, es ist sogar möglich, dich selbst zu drucken! Dazu musst du bloß von allen Seiten fotografiert und dann ausgedruckt werden und schon kannst du eine kleine Ausgabe von dir in den Händen halten.

Vibeke Ratjen

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