„In Griechenland kann ich komplett ich selbst sein“
Sofia M. geht in die elfte Klasse und hat Familie in Griechenland, die sie jeden Sommer besucht.
Kannst du mehr über deine Familie in Griechenland erzählen, wie oft besuchst du sie und wer von deiner Familie lebt dort?
Also mein Opa hat da seine ganze Familie, weil er ursprünglich aus Griechenland kommt. Er ist mit 19 Jahren nach Deutschland gekommen und hat dann hier angefangen zu studieren. In Griechenland wohnt seine Mama und sein Papa hat da auch gewohnt, aber den hab ich gar nicht kennengelernt. Aber sonst ist es in Griechenland halt so, dass man jeden eigentlich kennt und dass man jeden als Onkel oder Cousine oder so betitelt, also ist es eigentlich eine ganz große Familie. Wir sind als ich ein so halbes Jahr alt war das erste Mal hingeflogen und seitdem auch jedes Jahr. Wir haben da so einen kleinen Ort mit 500 Leuten, das ist halt echt ganz niedlich. Wir haben da auch unser eigenes Haus. Es ist so schön, weil ich kenne da halt alles, ich kenne die Leute, die ganzen Straßen sind mir halt vertraut.
Kannst du denn griechisch sprechen?
Also aktuell nicht mehr so sehr, aber als ich kleiner war, war es natürlich viel einfacher, weil man hat halt viel mehr mit den Personen geredet. Mittlerweile sind leider schon echt viele verstorben. Aber verständigen kann ich mich, aber es ist jetzt nicht so, dass ich die Sprache flüssig kann. Aber ich kann mich auch durch meine Eltern und mit meiner Oma und meinem Opa total gut verständigen, weil das mit dem Übersetzen auch klappt und eigentlich auch mit Händen und Füßen, also man versteht sich einfach.
In unserem Umfragebogen zum Thema „Herkunft & Heimat“ hast du geschrieben, dass Heimat ein Ort ist, den du nicht wieder verlassen willst. Bedeutet dass, dass du auch in Griechenland leben würdest und hast du Zukunftspläne mit Griechenland?
Das ist tatsächlich ganz lustig, also in Griechenland sind wir 50 Meter vom Meer entfernt, und das macht alles so friedlich und so schön und auch dadurch, dass die Leute so liebevoll sind, das ist einfach so ein unbeschreibliches Gefühl. Da fühlt man sich einfach so wohl. Man hat da nie Streit und immer nur Schönes erlebt. Also ich kann mit Griechenland wirklich gar keine negativen Erfahrungen verbinden.
Hinziehen wüsste ich nicht, ich bin am überlegen, weil ich da auch Freunde in meinem Alter habe, ob ich vielleicht mal für ein oder zwei Monate, wenn ich mit dem Abitur fertig bin, dahingehe, aber hinziehen, glaub ich, möchte ich nicht, weil dann habe ich Angst davor, dass ich diesen Ort auch mit negativen Sachen verbinde und das möchte ich halt eigentlich nicht. Es ist mir wichtig, dass das alles so schön bleibt und es ist halt in letzter Zeit schon wieder echt traurig geworden, dadurch, dass echt viele versterben, die ja auch älter sind. Das ist natürlich echt schade, aber trotzdem möchte ich es in Zukunft einfach mit Positivem verbinden.
Du hast geschrieben, dass du wünschtest, deine Heimat und Herkunft wäre ein Ort. Warum ist es schwierig für dich, dass das nicht so ist?
Ich bin ein Mensch, der Abwechslung braucht. Klar, ich fühle mich Zuhause auch wohl mit meinen Eltern, aber es ist halt nicht das Gefühl wie in Griechenland, dass ich komplett ich selbst sein kann und mir keinen Kopf machen muss. Und deswegen wäre es halt einfach schön, wenn die Heimat auch so wäre, wie es in Griechenland ist, dass ich mich immer wohlfühle. Deswegen hätte ich gerne, dass das ein Ort wäre, damit ich mich nicht immer auf die Sommerferien freuen muss und das so das schönste im Jahr ist. Ich möchte sagen können, meine Heimat und meine Herkunft ist das gleiche und ich fühle mich das ganze Jahr über wohl.
Hat es trotzdem positives, beide Orte zu haben oder würdest du lieber darauf verzichten?
Ich glaube, ich würde die Familie in Griechenland gerne beibehalten, weil es zwar schwer und traurig ist, wenn man nach den Sommerferien immer wieder nach Hause fährt, dann will man halt eigentlich nicht in Deutschland sein, weil in unserem Ort in Griechenland alles besser ist, aber letztendlich ist es jedes Jahr etwas echt schönes, worauf man sich freuen kann. Sowas möchte ich auch meinen Kindern auch auf den Weg mitgeben. Mit denen möchte ich das auch ganz viel machen, dass wir auch hoffentlich jedes Jahr nach Griechenland fliegen, weil es so ein Rückzugsort ist. Wenn ich später älter bin, dann könnte ich auch öfter nach Griechenland, dass ist halt jetzt nur so, weil ich halt nicht alleine fliegen kann. Dadurch, dass es ja meine Heimat, oder mein Rückzugsort ist und ich dann später mal Probleme habe, ist es einfach sowas schönes. Andere fahren an die Ostsee oder so und ich kann sagen ich fliege nach Griechenland. Also in Deutschland habe ich nicht so was, was mich so anspricht wie Griechenland.
Das Interview führte V.R.